31
Dez

Wenn wir uns unsere Hand anschauen, sind es die Zwischenräume, die die Hand ausmachen!

Das Jahr 2020 hatte mehr Zwischenräume als alle Jahre zuvor. Durch Corona wurden wir teilweise in Zwischenräume gezwängt, von denen wir nicht wussten, dass es sie gibt.

In den letzen Stunden des Jahres schaue ich traditionell auf das Jahr zurück. Auf die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Und auf die Schätze, die ich gefunden habe. Und nicht zuletzt auf das, was ich ver-lernen durfte:

Anfang 2020 lief alles noch normal an: die to do Liste war lang und die verfügbare Zeit schien für die Vorhaben zu gering. Entscheidungen treffen heißt auch immer sich gegen etwas entscheiden. Der Terminkalender war bis Ende des Jahres gefüllt. Auf der einen Seite schön, auf der anderen Seite bedrückend. „Wann erlaube ich mir Zwischenräume? Auszeiten?“

Kaum nahm das neue Jahr richtig Fahrt auf, zeichnete sich bereits ab, dass die Geschehnisse in China Auswirkungen auf uns haben könnten. In Seminaren achtete ich bereits auf Abstand und Hygienemaßnahmen. Was übrigens auch außerhalb einer Pandemie positive Seiten hat. Allerdings stoß ich auf Widerstand und ins Lächerliche gezogen werden. Meine Haupterkenntnis aus dieser Zeit: für meine Grenzen darf ich selbst sorgen und entschieden sie einfordern. Ich muss es nicht allen recht machen.

Der Lockdown im März war für mich eher eine Erleichterung: Endlich wird die Gefahr der Pandemie ernst genommen. Wir dürfen jetzt alle zur Ruhe kommen und uns besinnen. 7 Tage die Woche Sonntag! Am siebten Tage sollst Du ruhen… In den vergangenen Jahren war der Sonntag häufig der Tag, an dem ich die Woche nach- und vorbereitet habe. Häufig verbunden mit der Anreise zum nächsten Seminar.

Zwangsentschleunigung. Zeit fürs Wesentliche. Zeit zum Nachdenken. Zeit zum Überdenken. Und Zeit zum „Nixtun“ … Was für ein Glück, dass wir in Deutschland leben: Der Staat sorgt dafür, dass keiner von uns verhungern muss.

Wir bei WTM hatten Zeit für virtuelle Kaffeekränzchen. Für Begegnungen ohne konkretes Thema. Ungezwungen und frei. Zwischenräume sind Freiräume. Wenn nicht klar ist, was als nächstes kommt, ist Abwarten eine gute Haltung.

Ich verlernte, nur dann wertvoll zu sein, wenn ich was schaffe. Einfach da sein. Das ist schon ganz schön viel!

In den Sommermonaten konnten wir unseren schönen Garten nutzen… mehr denn je zuvor! Viele Grundstücke erlebten durch Corona extrem viel Aufmerksamkeit. Auch die Häuser und die Einrichtungen. Die Kleiderschränke wurden entrümpelt! Ich habe verlernt, dass Materielles einen Beitrag zu meinem Glück leistet. Ich habe wiedergelernt, dass weniger mehr ist. Wohlstand engt ein. Wie hat Silbermond gesungen: „Mit nur leichtem Gepäck“?

Es war für mich auch eine Riesen Chance zur Digitalisierung! Vieles wurde ganz schnell ermöglicht und richtig gut. Meine Lebensstunden auf der Autobahn wurden weniger… die Zeit mit der Familie um ein Vielfaches mehr.

Dank der Kontakteinschränkung habe ich mir Gedanken gemacht, wen ich wirklich treffen will? Ich habe verlernt, dass ich möglichst viele Freunde brauche!

Beim Aufräumen des Kellers fand ich alte Schätze wieder. Ich habe verlernt, dass ich immer wieder Neues erfinden muss, im Alten ist schon enorm Wertvolles enthalten! Diese Schätze wollen geborgen werden.

Die Entscheidung, mir für mich und meine Gesundheit zu nehmen, konnte ich Dank Corona recht schnell treffen: Und es war genau Richtig! Meine Hand wird durch die Zwischenräume getragen, mein Leben wird durch die Zwischenräume erst lebendig.

Im Herbst zogen die Zahlen der Coronainfizierten an und es wurde erneut wachgerüttelt! Wir brauchen eine Herdenimmunität und dies ist nur mit Rücksicht, Vorsicht, Nachsicht und Übersicht machbar. Ganz alte Werte wie Verantwortung und Respekt stehen auf der Tagesordnung. Wenn wir die durch 2020 gewonnenen Erkenntnisse unser neues Jahr 2021 anreichern, dann dürfen wir uns auf ein reiches Jahr freuen.

Wir WTMler wünschen Ihnen allen einen dankbaren Blick auf Ihre neugewonnenen Zwischenräume und einen sorgsamen liebevollen Blick auf sich im neuen Jahr 2021!

Ihre Ulrike Mas