Einführung in die Lehre der Persönlichkeitstypen
Exkurs: Um diese Etappe aus Teilnehmersicht zu beschreiben, bat ich Sandra Braun, eine Seminarteilnehmerin von April 2009, mir aus ihren Erinnerungen 1,5 Jahre danach diese Seminarsequenz zu beschreiben. Lesen Sie bitte hier das Ergebnis:
„Das zu Beginn angekündigte Persönlichkeitsmodell begleitet uns durch den Nachmittag:
Da saßen wir nun in unserer schönen Gruppe – mit vielen neuen Erkenntnissen über uns selbst. Fragen wie „wo stehe ich?“ und „wo will ich hin?“ sind schon anschaulicher geworden, ein gutes Gefühl machte sich in mir breit. Gefühle wie Klarheit, Zuversicht, Wärme, Liebe, Glück…
Persönlichkeitsmodelle waren mir nicht fremd aus der Psychologie, doch dann kamen die „Insights Grundtypen“ in den Farben rot, blau, gelb und grün… was ist das, fragte ich mich?
Zusammen erarbeiteten wir diese vier Grundtypen am Flipchart:
Rot steht für den Jäger, blau für den Schamanen, gelb für einen Wirt und grün für den Bauer. Auf Zuruf ordneten wir diverse Charaktereigenschaften diesen vier Typen zu, so wie wir sie zu kennen glaubten. Der „rote“ Jäger, der gern als erster das Wild erlegen will, bevor andere es erwischen. Der „blaue“ Schamane – verborgen hinter Wissenschaftlern, Erfindern, Künstlern und Philosophen – stets strukturiert und Konflikte meidend. Der „gelbe“ Wirt, der Gesellschaft liebt und andere gerne unterhält und nicht zuletzt der „grüne“ Bauer der für seine Prinzipien, Regeln und Beständigkeit steht und meist sehr ernst durchs Leben schreitet.
Schon beim Sammeln dieser Eigenschaften fand ich die unterschiedlichen Typen in meinem Umfeld – Partner, Eltern, Kollegen und der Chef… da folgte ein Aha-Erlebnis dem Anderen und es versprach noch richtig spannend zu werden.
Aber… da kam die Frage unserer Trainerin: „Und wie sieht es mit Ihrer eigenen Persönlichkeitsstruktur aus?“ Wow! … nun… wie sieht es damit aus? Es kam ein Moment der Überforderung. Ich bin wie ich bin. Doch wie bin ich? Und wie sehen mich die Anderen? Vielleicht doch anders als ich immer dachte? Wie sieht mein Partner mich wirklich, was denken meine Kollegen tatsächlich über mich und was ist es, warum ich so gut mit dem Chef klar komme? Um das zu beantworten hatte unsere Trainerin eine weitere Übung im Repertoire:
Auf dem Boden wurde auf Moderationskarten die vier Grundtypen in den Farben rot, blau, gelb und grün zu einem großen Quadrat ausgelegt. Sie forderte mich auf in dieses Quadrat zu steigen und mich dort zu positionieren, wo ich mich in meiner Persönlichkeit sehe. Also bewegte ich mich in die Mitte von gelb – der beziehungsorientierten Persönlichkeit, und grün – der treueorientierten Persönlichkeit, zwei meiner Stärken wie ich sie empfinde und wie ich von meiner Umwelt wahrgenommen werde… glaubte ich bis dato. Nun durfte ich mir eine Person aus der Gruppe aussuchen, die mir zeigen sollte, wo sie meine Persönlichkeit sieht. Auf Anraten der Trainerin trat sie hinter mich, fasste mich sanft an den Schultern und „schob“ mich weit in Richtung blau – der strukturorientierten Persönlichkeit und noch weiter in Richtung rot – der aktionsorientierten Persönlichkeit. Ich erschrak und fühlte mich sehr unwohl. Sehen die anderen mich als erfolgsorientiert und kühl? Das bin nicht ich! Doch was mir dann alle aus der Gruppe über mich sagten war alles andere als „erfolgsorientiert und kühl“, nein, es waren für mich positive Eigenschaften wie strukturiert, zielstrebig, diplomatisch, kooperativ u. a. Aus der Sicht der Anderen wurde mir bewusst wer ich auch bin. Ich bin nicht nur „everybody’s Darling“, nein, ich werde ernst genommen in dem was ich tue. Das ungute Gefühl löste sich auf und in mir erwachte eine gewisse Sicherheit, ein Stück Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.
Nun durfte nach und nach jeder Teilnehmer in das Quadrat schreiten und ähnliche Erfahrungen sammeln wie zuvor ich und alle waren überrascht über die Sicht der Anderen und über die eigenen Gefühle in der jeweiligen Position.
Was wir letztendlich alle bei dieser Übung erfahren und gelernt haben ist, dass jeder Mensch eine Portion aller Persönlichkeitstypen in sich trägt. Niemand ist nur der „Jäger“ und nur der „Wirt“. Von allen Typen tragen wir etwas in uns, vom anderen mehr, vom anderen weniger mit unterschiedlichen Ausprägungen.
Ich habe gelernt, diese Erfahrung mitzunehmen in meinen Alltag. Sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld versuche ich, gerade in prekären Situationen, die Sichtweise des Anderen zu begreifen. Ich ziehe mir „die Schuhe“ des Anderen an und setze „seine Brille“ auf um die Situation aus seiner Sichtweise zu betrachten.“