Das Gelingen von Seminaren ist unwahrscheinlich.
Über die Komplexität der Vorbereitung
Stellen Sie sich vor, Sie sind Trainer. Sie sitzen eines schönen Morgens vor einer Gruppe Menschen, die in ihrem Leben etwas neu oder anders machen will oder soll – was, wissen Sie nicht. Schon gar nicht, was der Anlass ihres Kommens war und woran gemessen wird, ob sich der Besuch der Veranstaltung gelohnt hat. Denn Sie haben leider keine Ahnung über Einstellungen, Annahmen, Vorurteile, Erfahrungen der Teilnehmer über Sie, deren Vorgesetzte, Themen und Ziele der Veranstaltung und die anderen Teilnehmer. Außerdem wissen Sie nicht, welches der berufliche, familiäre, gesundheitliche Hintergrund des einzelnen Teilnehmers ist. Überhaupt keine Ahnung haben Sie von dessen Ängsten, Hoffnungen, Träumen und Wünschen. Deshalb können Sie bestenfalls spekulieren über die Art und Weise, wie die Teilnehmer aufeinander reagieren werden. Niemand im Raum ist sich sicher, ob er dem anderen vertrauen kann, weil niemand weiß, was der andere über das Thema, über die anderen, über Sie denkt oder fühlt. Außerdem kennt niemand die aktuelle Situation der Teilnehmer, ihr Wissen, ihre Vorkenntnisse, ihre Kompetenzen, ihre Erwartungen. Sie werden als Trainer also beurteilt nach Maßstäben, die Sie nicht kennen oder von denen Sie nicht wissen, ob Sie sie richtig verstehen. Und dann gibt es noch viele relevante Dinge, von denen Sie noch nicht einmal wissen, dass Sie sie nicht wissen.
Und das Schöne ist: es geht. Wie machen Sie das?
Gebrauchsanleitung für diesen Blog
Abstrakt über notwendige Kompetenzen im Umgang mit Komplexität zu schreiben ist müßig: Komplexität ist immer anders. Deshalb finden Sie hier ein praktisches Beispiel. Die Perspektive dieses Textes ist die eines Trainers, der ein Seminar zum Thema Komplexität plant. Dort sollen Menschen in die Lage versetzt werden, ihre Steuerungskompetenz in unübersichtlichen Situationen zu verbessern. Die Fähigkeiten, die ein solches Seminar vermittelt, sind also dieselben, die ein Trainer braucht, um es vorzubereiten. Die beschriebenen Kompetenzen (jeweils fett) können in einer anderen Situation (Projekt, soziale Krisenintervention, Changeprozess…) eine andere Mischung, Reihenfolge oder Stärke erfordern. Die wichtigsten Fragen sind jedoch in allen Fällen gleich:
„Wie bekomme ich Orientierung (-> „Haltungsziele“)?“
„Welche Ressourcen brauche ich (-> „Fähigkeiten“)?“
„Wie behalte ich meine Bewertungskompetenz (-> „Intuition“)?“
„Wie organisiere ich mein Handeln (->„Planung“)“?
„Wie kommuniziere ich den Nutzen von Unplanbarkeit (-> „Umgang mit Gruppen“)?“
Aber lesen Sie selbst die Fortsetzungen in den nächsten Wochen…