20
Feb

Es gibt sie, aber viel zu selten: Die guten Gespräche. Das sind Gespräche, nach denen wir uns sagen: „Wow, das war ein sehr erfüllendes Erlebnis und es hat mich richtig bereichert!“

Woran liegt das? Ich stelle dafür die These auf, dass wir ein Gegenüber hatten, das mir zugehört hat. Damit erhalte ich den Raum, meine Sichtweise, mein Anliegen oder einfach nur mein Erleben ausbreiten zu können, gehört und verstanden zu werden. Manchmal fragt meine Gesprächspartnerin oder mein Gesprächspartner nach, vertieft mit mir einzelne Aspekte. Es kommt ein Nehmen und Geben zustande, in dem wir beide etwas Verbindendes aufbauen und das im lebendigen und Anteil nehmenden Austausch.

Wie können wir ein derart erfüllendes und bereicherndes Gespräch mit Sicherheit zerstören? Dazu gibt es grundsätzlich 3 Möglichkeiten:

  1. Mein Gegenüber ist nur Stichwortgeber für eigene Erlebnisse oder Sichtweisen: Sein oder ihre Schilderung des inspirierenden Urlaubs wird von mir möglichst rasch unterbrochen und beantwortet mit „Als ich dort war …“ (und dann monologisiere ich von garantiert von noch spektakuläreren Erlebnissen, Insider-Kenntnissen etc.).
  2. Ich schwimme konstant nur auf der Oberfläche von Allgemeinplätzen herum. Das kann eine gute Strategie für Stehpartys sein, um ins Gespräch zu kommen. Verweilen wir dort, wird’s bestimmt ein fader Abend.
  3. Ich gehe bei Diskussionen in eine „Wer-hat-recht-Auseinandersetzung“, die garantiert zu nichts führen wird außer zu der Erkenntnis: „Was war das für ein blöder Gesprächspartner!“ Diese Form des als Dialog getarnten Monologs ist besonders bei politischen Diskussionen beliebt.

Wenn wir neben dem inhaltlichen Austausch auch noch ein verbindendes Erleben haben möchten, dann sollten wir unserer Gesprächspartnerin oder unserem Gesprächspartner im oben genannten Sinne zuhören. Übrigens liegt darin eines der Geheimnisse überzeugender Coaches. Und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kolleginnen und Kollegen, Chefs und Chefinnen sind dafür genauso dankbar wie unsere Familie und Freunde: Still sein und zuhören!