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Aug

Erinnern Sie sich noch an den Bestseller von Daniel Goleman, der Mitte der 90er Jahre erschien? Sein Buch heißt in der deutschen Ausgabe „Der Erfolgsquotient“ („EQ“). Ich habe es auf Empfehlung sofort nach Erscheinen gelesen. Es hat mich nachhaltig beeinflusst, insbesondere was meine Rolle als Führungskraft anging.

Goleman ging seinerzeit der Frage nach, welche Eigenschaften Menschen benötigen, um ein erfolgreiches Leben führen zu können.

Dabei untersuchte er, ob der IQ („Intelligenz-Quotient“, also die messbare analytische Intelligenz wie logisches Denken, räumliches Vorstellungsvermögen, Zahlenlogik, Merkfähigkeit etc.) mit einer erfolgreichen Lebensführung zusammenhängt. Das Ergebnis seiner Untersuchung war: Es ist nicht der IQ!

Welche Qualitäten sind es dann? Goleman hat als Alternative zum IQ das Modell des EQ (auch „emotionale Kompetenz“ genannt) mit 5 Eigenschaften entwickelt, die für den Erfolg im Leben wichtig sind: 3 Qualitäten, die die Person selbst betreffen (Selbstreflexion, Impulskontrolle und intrinsische Motivation), und 2 Qualitäten für das Miteinander mit anderen Menschen (Empathie und Soziale Kompetenz).

Im Gegensatz zum IQ ist die emotionale Kompetenz sehr wohl erlernbar. Das ist eine der vielen Grundlagen für unsere Arbeit in Workshops, Seminaren und Coachings insbesondere für Führungskräfte.

Ist der EQ aber nur für den Beruf wichtig? Mitnichten!

Ich komme gerade von einer Gruppenreise zurück, in der ein Mann im fortgeschrittenen Alter das Reisegebiet bereits vielfach besucht hatte. Er führte (ständig) das Wort und erzählte von (fast) nichts anderem als seinen eigenen Heldentaten aus längst vergangenen Zeiten in dieser Region.

Trug man im Gespräch selbst etwas bei, so war das ihm bereits bekannt oder er ging nicht darauf ein. Unser Senior lebte in seiner eigenen Welt ohne einen echten Kontakt zu uns, seiner Reisegruppe, oder zu den Menschen, die uns vor Ort begegneten.

Kennen Sie auch derartige Personen? Es hat etwas von einer Tragödie, wenn Menschen sich in dieser Form selbst isolieren, weil sie nicht die Fähigkeit entwickeln konnten, sich selbst einzuordnen und mit einer offenen Haltung in einen lebendigen Dialog mit anderen zu treten.

Mir wurde erneut bewusst, wie wichtig die von Goleman benannten Qualitäten nach wie vor für eine erfolgreiche Lebensführung sind – sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Es geht nicht nur darum, Fähigkeiten zu besitzen, wir müssen diese auch umsetzen können.

Und daher sage auch heute nach fast 30 Jahren voller Überzeugung: „Goleman hat recht!“