Manchmal gibt es Wichtigeres als Stolz
Gelegentlich treffen wir auf Menschen, mit denen wir einfach nicht auf einen Nenner kommen. Womöglich sind Streit und Auseinandersetzungen vorprogrammiert und nicht selten entstehen dabei verhärtete Fronten.
Natürlich könnte man versuchen, sich von diesen Menschen fernzuhalten. Jedoch ist das manchmal eben nicht so leicht, weil sie womöglich zur Familie gehören oder Arbeitskollegen, im schlimmsten Fall sogar Vorgesetze, sind. Wenn man also keine Familienspaltung riskieren oder sich einen neuen Job suchen will, muss man eine andere Lösung finden, um mit der Situation umzugehen. Einfach sein Ding durchziehen und dem anderen im Rahmen der Möglichkeiten aus dem Weg gehen oder lieber direkt auf Konfrontation, sodass ständig die Fetzen fliegen? Vermutlich ist beides auf Dauer nicht umsetzbar oder einfach zu anstrengend. Was könnte man also noch tun?
Es gibt noch einen anderen Weg, wie man auch mit Menschen, die ganz anders denken und handeln als man selbst, gut klarkommen kann. Es geht darum, nicht auf seine Position zu beharren, sondern auf den Gegenüber zuzugehen und den ersten Schritt –vielleicht auch die ersten Schritte- auf ihn zuzugehen. Völlig unabhängig davon, was der andere in dem Moment tut oder wie er reagiert. Oft ist der Schlüssel zum friedvollen Umgang nur die Konzentration auf sich selbst, statt auf andere.
Auf den anderen zuzugehen bedeutet in dem Fall, sich mit dem Menschen aufrichtig auseinander zu setzen. Haben wir uns die Menschen, die uns unsympathisch sind,) einmal wirklich genau angeschaut? Was sind das für Menschen? Was haben sie für eine Geschichte? Was haben sie für Bedürfnisse? Was ist ihnen wichtig?
Als Nächstes geht es darum, sich wirklich auf den Menschen einzulassen und ihn/sie mit offenem Herzen wahrzunehmen und zu wertschätzen. Werft einmal allen Stolz über Bord und überlegt euch, was ihr eurem Gegenüber Gutes tun könnt. Was ist ihm wichtig, damit er sich wohl fühlt und wie könnt ihr dazu beitragen?
Die meisten werden an dieser Stelle empört aufspringen und sich fragen: „Warum sollte ich mich nach seinen/ihren Bedürfnissen orientieren? Ihm/ihr ist doch auch egal, wie es mir geht? “Wenn jeder so denkt, wird sich vermutlich nichts ändern. Die Fronten bleiben verhärtet und alle Beteiligten angespannt. Wenn man der Zusammenarbeit oder dem Zusammenleben eine Chance geben möchte, sollte man erst einmal sein Herz öffnen, was vermutlich die größte zwischenmenschliche Herausforderung ist. Auch, wenn ich das meiste in der Bibel nicht eins zu eins zitieren würde, in dem Appell „Liebe deine Feinde.“ liegt eine tiefe Wahrheit, die die Kraft hat, etwas zum Guten zu wandeln.
Jeder Mensch ist eher bereit sich zu öffnen, wenn er sich wohlfühlt und manche sind erst dann in der Lage, sie selbst zu sein.
Versuchen wir doch einmal eine Wohlfühloase für unsere Mitmenschen zu sein –vor allem für die, mit denen wir weniger gut zurechtkommen- und schauen mit offenem Herzen zu, wie sie sich darin entwickeln.