04
Jan

Wie ich einmal hörte: Der häufigste innere Dialog der Deutschen sei „Sch…!“ Überlegen sie doch einmal, wie oft am Tag Sie das denken. Nie? Manchmal? Oft? Dann gratulieren Sie sich! Sie haben nämlich ein großes Talent, Fehler zu machen. Oder anders gesagt: Neues zu entdecken und anderen dabei zu helfen, Sackgassen zu vermeiden.

In einer Kultur, deren Definition von Qualität „Fehlerlosigkeit“ heißt, wird es mit Weiterentwicklung irgendwann schwierig. Aus zwei Gründen:

  1. Man optimiert sich zu Tode. Irgendwann ist ein Zeitpunkt erreicht, an dem Fehler nicht mehr möglich sind; damit aber auch Veränderung. Das Ideal ist ein Zustand, an dem es nichts mehr zu verbessern gibt und das bedeutet letztlich Stillstand. ……
  2. Schlimmer noch: Diese Definition statisch. Sie glaubt, ein Optimum irgendwie erreichen zu können und dort zu verharren. Sie vergisst dabei, dass wir in einer dynamischen Welt leben (heute mehr denn je) und das Fehler nichts anderes sind, als Hinweise. Sie zeigen die Notwendigkeit von Anpassung an Veränderungen.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen, Wenn ich ein Flugzeug besteige, hoffe ich auch, dass die Mechaniker gut gearbeitet haben. (übrigens: Im Leitbild  der Deutschen Flugsicherung stand einmal „Shit happens…“) Es geht mir um die Fokussierung: will ich Fehler vermeiden oder Neues herausfinden?

Denken Sie nur einmal an die Wissenschaft. Wie viele Aufsätze werden veröffentlicht, in denen Entdeckungen beschrieben werden. Kennen Sie einen der von Fehlschlägen berichtet? Dabei wäre es doch extrem wichtig zu wissen, was denn nicht funktioniert: „Ich habe nicht versagt. Ich habe mit Erfolg zehntausend Wege entdeckt, die zu keinem Ergebnis führen.“ (Thomas Alva Edison)

Die Lust am Experiment ist ein Teil der menschlichen Kultur und Natur. Und Experimente können nunmal auch Scheitern. Es geht weniger darum, Fehler als persönliche Niederlage zu begreifen als vielmehr um die Frage: Wie kann ich rechtzeitig (nicht zu früh, nicht zu spät) scheitern? Wann wird das Festhalten an überkommenen Fragen oder Methoden zum Fehler? Wie kann ich das erkennen?

Für den sinnvollen Umgang mit Fehlern brauchen wir wohl einen gelasseneren Blick auf uns und unsere Umgebung: Wenn etwas nicht klappt, ist es keine persönliche Niederlage (auch wenn es sich erstmal so anfühlt), sondern ein freundlicher Rat der Welt.

In diesem Sinne: Wenn Ihre guten Vorsätze zu Sylvester scheitern sollten, können Sie trotzdem wohlwollend mit sich umgehen.

Mit den besten Wünschen für 2019,
Ihr WTM-Team