21
Jul

Ein Gastbeitrag von Andreas Cludius

Stellen wir uns einmal vor, dass alle berufstätigen Menschen gerne in ihre Arbeit gehen. Dass sie in ihrem Freundeskreis mit sichtbarem Engagement und Stolz von ihrem Beruf sprechen. Dass sie in ihrem Unternehmen, von ihren Kolleginnen und Kollegen und ihren Vorgesetzten wertgeschätzt werden.

Wohlgemerkt, es geht nicht um Ausbeutung und auch nicht um das Verschmelzen von Privat- und Berufsleben. Es geht darum, dass sich Menschen in ihrem Beruf genauso aufgehoben fühlen wie in ihrer Familie oder bei Freunden. Dort werden Werte gelebt, die eine stabile emotionale Bindung erzeugen.

Eine Illusion? Ja, das ist offensichtlich: Wenn Gallup in seiner jährlichen Umfrage feststellt, dass über die Jahre hinweg konstant ca. 85 % der arbeitenden Deutschen eine geringe oder gar keine Bindung an ihr Unternehmen entwickelt haben, müssten in den Chefetagen die Alarmglocken schrillen. Aus welchem Grund? Menschen, die keine oder nur eine geringe Bindung an ihren Arbeitgeber entwickelt haben, schöpfen ihre beruflichen Potentiale nicht aus, sowohl zum eigenen Nachteil wie auch zu dem des Unternehmens.

Wo sollten Unternehmen ansetzen, um diesen Zustand zu ändern? Im Kern geht es um zwei „basic values“, die in Unternehmen gefördert und gelebt werden müssen: um Vertrauen und um Kooperation. Beides kann nicht verordnet, sondern muss hart erarbeitet und aufgebaut werden. Vertrauen und Kooperation bedeuten ein Geben und Nehmen, ein Festhalten und ein Loslassen – kurzum einen fruchtbaren Austausch.

Die Beteiligten benötigen dazu Fähigkeiten, die auf- und ausgebaut werden können: ein realistisches Eigenbild, eine funktionierende Kommunikation, den sicheren Umgang mit anderen und mit Konflikten. Diese Bausteine tragen dazu bei, dass sich ein lebendiges Arbeitsleben entwickelt, in dem sich Menschen verwirklichen und entwickeln können, in dem Vertrauen und Kooperation gedeihen, in dem persönliche und berufliche Werte übereinstimmen.

Unternehmen können dafür Rahmenbedingungen schaffen, aber nur die Beteiligten können eine vertrauensvolle Zusammenarbeit verwirklichen. Denn: Vertrauen wird einem geschenkt. Aber wer freut sich nicht über Geschenke?