Der Fachkräftemangel zeigt sein Gesicht mittlerweile fast überall. „Und genau jetzt, wo junge, motivierte und kompetente Menschen gebraucht werden, kommt ausgerechnet diese Generation Z daher.“ Das ist zumindest der Tenor, mit dem diese Debatte häufig geführt wird. Begleitet von tiefen Seufzern und Augenrollen.
Aber wer sind die eigentlich? Die einen sagen so, die anderen sagen so. Friedrich Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), sollte es von Berufswegen gut einschätzen können und sagt, Gen Z möchte vor allem krisensichere und zukunftsorientierte Jobs. Silke Anger vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) sagt hingegen, das wichtigste sei der Gen Z der Spaß an der Arbeit. Dann gibt es noch zahlreiche repräsentative Umfragen, zum Beispiel die der Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD), da hat die Gen Z gesagt, ein hohes Einkommen und eine gute Work-Life-Balance wären das wichtigste. Und an lauten Einschätzungen von charismatischen Unternehmerinnen und Unternehmern, die dank eigener Erfahrungen mit jungen Menschen zu einer Meinung gelangt sind, mangelt es natürlich auch nicht. Die einen verteidigen „die jungen Leute“, die anderen sind wahlweise enttäuscht, ratlos oder sogar wütend.
Die Beurteilung (zuweilen auch Verurteilung) dieser Generation Z findet in einem komplexen System gegenseitiger Zuschreibungen statt. Die Boomergeneration und ihre Vorgänger haben aus Sicht der Gen Z den Planeten so belastet, dass die „letzte Generation“ jetzt versuchen muss, das Ruder noch herumzureißen. Gleichzeitig fliegen junge Menschen heute viel mehr als es die Boomer damals getan haben. Ein Beispiel von vielen, teils hoch emotionalen Zuschreibungen.
Dabei finden sich zwei paradoxe Überbietungswettbewerbe. Im ersten geht es darum, wer es denn schlimmer hat(te): die Gen Z mit Corona, dem russischen Angriffskrieg, der Hamas und vor allem der Klimakrise? Oder doch die älteren Generationen mit Massenarbeitslosigkeit und Wirtschaftskrisen, Kaltem Krieg und harter Arbeit? Ein gegenseitiges Aufwiegen wäre vermessen und ist letztlich unmöglich. Der zweite Überbietungswettbewerb geht in die Richtung, wer es denn leichter hat(te): Die Gen Z, mit all ihren Entwicklungsmöglichkeiten, internationaler Mobilität, vielfältigen Berufschancen, teilweise kalkulierbarem Reichtum durch Erbschaften? Oder doch die älteren Generationen, die kurz davor stehen, ausgesorgt zu haben, noch ohne Druck in sozialen Medien unbeschwert groß werden durften und nicht von der ständigen FOMO(fear of missing out) begleitet werden. Ein Vergleich ist auch hier nicht möglich oder gar zielführend. Letztlich entscheidend ist, ob man sich mit Wohlwollen oder Missgunst entgegentritt.
Zur Frage „Was ist eigentlich los mit der Gen Z?“ habe ich folgenden Vorschlag: Lasst uns aufhören, von „den jungen Leuten“, der „Gen Z“ und der „Generation Erben“ zu pauschal zu sprechen. Niemand wird gerne in eine Schublade gesteckt. Und lasst uns auch aufhören, den zahlreichen (wohlgemeinten) Ratschlägen zu folgen, wie man mit denen umgehen, wie man die führen oder erreichen sollte. Die Untersuchungen zu der Gen Z kommen immer wieder zu anderen Ergebnissen. Eine der wenigen Gemeinsamkeiten der meisten Untersuchungen ist: Die Menschen möchten ernst genommen und wertgeschätzt werden. Das sollte uns nicht überraschen, ich glaube das war in keiner Generation anders. Das beste Mittel ist, sich den einzelnen Menschen anzuschauen, zuzuhören und dabei in der inneren Haltung klar zu bleiben. Und das gilt generationsübergreifend.